
decolonize with music
Lieder als dekoloniale Gegen-Narrative und Gegen-Erinnerungen
Musik erreicht mehr als den Intellekt. Sie kann Botschaften transportieren, die tiefer gehen als rein diskursive Methoden.
Das Projekt „1884“ , bei dem Musiker_innen afrikanischer Herkunft die gleichnamige CD 1884 einspielten, will auf der Basis von Musik ein Bewusstsein für die bis heute wirksamen und oftmals verhängnisvollen Folgen eines rund 125 Jahre zurückliegenden Ereignisses wecken:

Auf Einladung des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck fand vom 15. November 1884 bis 26. Februar 1885 in Berlin die so genannte „Kongo Konferenz“ statt, auch „Westafrika-Konferenz“ oder „Berliner Afrika-Konferenz“ genannt. Ihr Schlussdokument, die „Kongo-Akte“, war Grundlage für die Aufteilung Afrikas in europäische Kolonien.
Auf Einladung der Leiterin der WERKSTATT DER KULTUREN, Philippa Ebéné, fand im Februar 2010 in der Berliner WERKSTATT DER KULTUREN die Geschichtskonferenz „1884“ statt.
Der historische, sprach-, kultur-, und filmwissenschaftliche Input zu den Themen „Geschichte Afrikas vor der Kolonialinvasion“, „Sprachenpolitik in Afrika“, „Kolonialismus im Film“ und„Afrikanische Widerstandsbewegungen gegen die koloniale Unterwerfung“ zu dem Musiker_innen afrikanischer Herkunft eingeladen waren, sowie deren sehr unterschiedlichen biographischen Erfahrungen, bildeten die Grundlage für die Komposition der Titel auf dem Musik-Album „1884“.

Die verschiedenen Arbeitstreffen verfolgten unterschiedliche Ansätze, um zu verdeutlichen, was die Kolonialherrschaft aus der Perspektive der europäischen Länder bewirken sollte und wie erfolgreich die europäische Kolonialideologie in ihrer Systematik funktionierte.
Der Linguist Prof. Dr. Kofi Yakpo etwa zeichnete nach, wie die Sprachenpolitik der Kolonialmächte zur Entwertung afrikanischer Sprachen und der eigenen kulturellen Identitäten führte und somit als Mittel zum europäischen Machterhalt diente.

Afrikanischer und Afrikanisch-Diasporischer Literaturen“ 2011 (© Daniela Incoronato)
Der Politikwissenschaftler Joshua Kwesi Aikins legte seinen Fokus auf die alltägliche Gegenwart der kolonialen Vergangenheit in Berlin. Dabei arbeitete er in seinem Vortrag mit einer Multimediapräsentation aus virtuellen Stadtkarten, Video- und Musikstücken.
„Wir haben nicht nur theoretisch gearbeitet, sondern die Teilnehmenden auch auf einer ästhetischen Ebene angesprochen“, so Aikins.

Ähnlich gingen die beiden Filmwissenschaftler Hakim El-Hachoumi und Enoka Ayemba vor. In ihren Workshops zeigten sie Filmausschnitte, die mit den teils sehr unterschiedlichen persönlichen Erfahrungen der Musikerinnen und Musiker abgeglichen und diskutiert wurden.“ *
13 treibende Songs und ein umfangreiches Booklet mit Liedtexten in afrikanischen Sprachen
„1884“, das sind 13 treibende Songs, ein umfangreiches Booklet mit Liedtexten in den afrikanischen Sprachen Fanti, Malinké, Pidgin, Swaheli, Lingala, Wolof, Zulu sowie in Arabisch, Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch jeweils mit deutschen Übersetzungen, sowie eine Zeittafel, die Stationen des antikolonialen Widerstandes skizziert.

Musikalisch bedient sich das von Jonas „Bibi“ Hammond produzierte Album „1884“ aus so unterschiedlichen afrikanischen und afro-diasporischen Genres wie: Afro-Beat, Highlife, R&B, M`Balax, Souk, Jazz, Hiphop und Salsa.
Gleichzeitig zitiert „1884“ den Sound der in den 70er und 80er Jahren, international bekannten afrikanischen und afro-diasporischen Musiker_innen, wie Fela Anikulapo Kuti und Bob Marley, die sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit Fragen von Kolonialismus, Dekolonisierung, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung auseinander setzten, sowie den Arbeiten von Miriam Makeba und Hugh Ramapolo Masekela die den Sound der Widerstands- und Durchhalte-Lieder der südafrikanischen Anti-Apartheid Bewegung massgeblich prägten.

Afrikanischer und Afrikanisch-Diasporischer Literaturen“ (©Daniela Incoronato)
Das Projekt „1884“ will die Aufmerksamkeit auf die bis in die Gegenwart wirksamen und oftmals verhängnisvollen Folgen der willkürlichen Aufteilung Afrikas lenken, die bis heute die Geschichte und Geschicke des afrikanischen Kontinents bestimmen. Auf Einladung tourt die 14-köpfige Band „1884“ daher gerne mit Referent_innen, die einem interessierten Publikum im Vorfeld der Konzerte den wissenschaftlichen Input vorstellen, den sie den MusikerInnen in´s Studio mit gaben.
Damit leistet „1884“ einen entscheidenden Beitrag zur historischenBildung.
„1884“ ist auf Bestellung für 15€ (zzgl. 3€ Porto) erhältlich bei:
jonasbibihammond@googlemail.com
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*entnommen dem Beitrag der Bundeszentrale für politische Bildung:
Kolonialgeschichte in Noten
Wie das Berliner Band-Kollektiv „1884“ musikalisch zur historischen Bildung beiträgt
Mehr unter: https://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/kulturelle-bildung/143776/kolonialgeschichte-in-noten?p=all
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„1884“ ist eine Produktion der WERKSTATT DER KULTUREN
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Wir danken für die Unterstützung von
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Interessante Sache. Wann kann man was sehen/hören von diesem Projekt?